Kommentar: StackOverflow darf den Kampf gegen die KI nicht verlieren

StackOverflow, die Q&A-Seite für Entwickler, hat ein Rebranding angekündigt, um in einer KI-Welt bestehen zu können. Das nutzt letztendlich auch der KI.

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Roboter sitzt mit Kind auf Sofa

(Bild: Stock-Asso/ Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Kaum eine Entwicklerin oder ein Entwickler wird sich in den vergangenen 16 Jahren nicht irgendwann hilfesuchend an StackOverflow gewandt haben – kaum eine Frage blieb auf der Q&A-Seite unbeantwortet. Seit Kurzem geht es einfacher: Am rechten Rand von VS Code lauert der Copilot, beantwortet alle Fragen und baut die Ergebnisse gleich in den Code ein – manchmal bedarf es einer kleinen Nachkorrektur, meistens passt es aber. Infolgedessen sacken die Zugriffszahlen bei StackOverflow dramatisch ab (siehe Abbildung).

Nach ersten, vergeblichen Abwehrversuchen scheint StackExchange, die Firma hinter StackOverflow, nun die Reißleine zu ziehen, fügt sich dem Schicksal und stellt seine Marken für die Zukunft im KI-Zeitalter neu auf. Für die Community wäre der Schaden groß, wenn der Firma diese Wende nicht gelingt.

CEO Prashanth Chandrasekar kündigte im Blog der Firma das Rebranding an: Es "ist nicht nur ein neues, farbiges Kleid. Es ist eine Neuausrichtung mit dem Ziel, die Gestalter der Zukunft in einer KI-Welt zu unterstützen." Auch den klaren Grund nennt er: "Künstliche Intelligenz formt die Art neu, wie wir gestalten, lernen und Probleme lösen. Softwareentwicklung sieht völlig anders aus als vor ein paar Jahren – und die Geschwindigkeit des Wandels beschleunigt sich."

Die StackOverflow-Nutzer sollen aktiv in das Rebranding einbezogen werden, aber in einem anderen Blogeintrag ist auch von einem externen Berater die Rede. Mehr Details dazu, wohin die Reise gehen soll, nennen die Blogs nicht.

Dass KI ein Problem für StackOverflow wird, ist der Firma schnell klar geworden, und sie hat mit verschiedenen Maßnahmen versucht, dagegen zusteuern: Im Dezember 2022 sperrte sie ChatGPT aus, denn es war auch offensichtlich, dass sich kein Coding-Assistent ohne die Daten von Seiten wie StackOverflow trainieren lässt. Im Juli 2024 folgte die Kehrtwende: Die Q&A-Seite liefert den Besuchern selbst Antworten, die ein KI-Assistent erzeugt. Geholfen hat das alles nichts, die Nutzungszahlen sinken dramatisch, wie eine Abfrage der hauseigenen Datenplattform zeigt.

Die Zahl der Fragen und Antworten auf StackOverflow sinkt stetig in den letzten Monaten.

(Bild: Screenshot StackOverflow)

StackExchange lebt nicht nur von StackOverflow, sondern auch von SaaS-Diensten, Werbung und weiteren Cloud-Angeboten. Ein Finanzbericht der Muttergesellschaft Prosus weist fĂĽr StackExchange fĂĽr das zweite Halbjahr 2024 sogar Wachstum und einen deutlichen RĂĽckgang der Verluste aus.

Der Wunsch, dass der Firma der Wandel in die Zukunft gelingt, hat nicht nur nostalgische Gründe, sondern auch die Coding-Assistenten benötigen StackOverflow. Denn ohne Problem-Lösungs-Strategien in menschlicher Sprache, kann eine KI uns keinen Code erläutern oder verständlich erklären, wo der Wurm drin steckt.

Programmiersprachen und Anforderungen an Anwendungen entwickeln sich weiter und wenn KI sich immer nur noch selbst reproduziert, bleibt sie über kurz oder lang hinter diesen Anforderungen zurück. Sie benötigt menschlichen Dialog, um mit uns im Dialog bleiben zu können.

(who)