Werbespot: Burger King kapert Google Home
Mit einem neuen Werbespot hat die Fastfood-Kette den Sprach-Assistenten des Internetkonzerns eingebunden. Der Konzern war offensichtlich nicht erfreut. Auch Wikipedianer zeigen sich wenig begeistert.

(Bild: Burger King)
Mit einer überraschenden Aktion hat die Fastfoodkette Burger King Fernseh-Zuschauer und Google überrumpelt. In einem 15-sekündigen Werbespot, der am Mittwochabend auf verschiedenen Sendern in den USA ausgestrahlt wurde, wendet sich ein Schauspieler an Googles Sprachassistenten: "OK Google, was ist der Whopper Burger?" Geräte wie der vernetzte Lautsprecher Google Home antworteten auf die Frage mit einer aus der Wikipedia entnommenen Definition, die insbesondere die verschiedenen Zutaten des Burgers werblich hervorhob.
Der Coup war von kurzer Dauer. So reagierte Google offensichtlich schnell auf die Ausstrahlung des Spots und fĂĽtterte das Sprachmuster des Schauspielers in die eigene Datenbank ein. Seither ignorieren die vernetzten Google Home-Lautsprecher und Android-Smartphones die vermeintliche Frage, wie Tests von verschiedenen Medien zeigen.
Riskanter Spot
Der Spot war ein Spiel auf Risiko. So hat Burger King sich mit der überraschenden Aktion weltweite Schlagzeilen und somit enorme Reichweite gesichert. Selbst wenn in der Praxis nur wenige Google-Geräte tatsächlich auf den Trick hereingefallen sind, werden heute Millionen im Zuge der Berichterstattung den Werbespot erneut zu sehen bekommen. Doch Teile des Publikum reagieren auf solche PR-Stunts zunehmend ablehnend: So musste Pepsi kürzlich einen Werbespot mit einer absurd anmutenden Neuinterpretation der Protestbewegung in den USA mit einer Entschuldigung zurückziehen.
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Für Google und andere Anbieter ähnlicher Sprachassistenten ist die Aktion ein Schlag ins Kontor. So wird wieder hervorgehoben, dass die Geräte noch über keine ausreichende Stimmidentifikation oder Sicherheitsmechanismen verfügen, um selbst krude anmutende Angriffe abzuwehren. So kam Konkurrent Amazon vor kurzem in die Schlagzeilen, weil der Sprachassistent Alexa aufgrund einer Radiosendung selbsttätig Käufe ausgelöst haben soll.
Wikipedia als Werbefläche
Zudem wird nochmals klar, dass die Antworten der vermeintlich schlauen Sprachassistenten oft nur unkritisch aus ungesicherten Quellen ĂĽbernommen werden. Das Online-Magazin "The Verge" verfolgte die besonders werbliche Definition des Whopper auf den Wikipedia-Artikel ĂĽber den Burger zurĂĽck. Die fĂĽr den Spot verwendete Definition stammte von einem Wikipedia-Account, dessen Name stark an den Realnamen des Marketing-Chefs von Burger King erinnert.
Die Regeln der Online-Enzyklopädie verbieten eigentlich solche versteckten Aktivitäten in kommerziellem Interesse. Wikipedianer hatten die erste allzu werbliche Version, bei der der Whopper als "Amerikas beliebtester Burger" angepriesen wurde, schnell gelöscht. Eine entschärfte Version, die sich vor allem auf die Zutaten des Fastfood-Produkts konzentrierte, blieb jedoch lang genug stehen.
Nach der Ausstrahlung zeigten sich Wikipedia-Autoren ĂĽber den Coup wenig erfreut. So versuchten einige anonyme Nutzer die Definition zu kapern, indem sie den Whopper als krebserregend oder giftig bezeichneten. Mittlerweile wurde die Kurzdefinition wieder im wesentlichen auf die alte nicht-werbliche Version zurĂĽckgesetzt und der Artikel fĂĽr anonyme Bearbeitungen gesperrt. (kbe)