TV-Displays: 4K im Aufwind, HDR oftmals ungenutzt
Bereits 10 Prozent aller Haushalte in Westeuropa sind mit 4K-Fernsehern ausgestattet, bis 2021 sollen es 32 Prozent sein. Viele der ultrahochauflösenden TV-Displays sind "HDR-kompatibel" â eine WorthĂŒlse, die es in sich hat.

Wer heute einen neuen Fernseher kauft, muss sich zwischen Full HD und Ultra HD entscheiden. Das könnte sich zumindest bei gröĂeren TVs in naher Zukunft Ă€ndern. So werden in diesem Jahr nach EinschĂ€tzung des Marktforschungsinstituts IHS-Research sĂ€mtliche neuen Fernsehdisplays ab 55 Zoll Diagonale (1,40 Meter) ausschlieĂlich 4K-Auflösung mit 3840 Ă 2160 Pixeln besitzen -- ab dieser GröĂe wĂŒrden keine Full-HD-TVs mehr produziert, erklĂ€rte IHS-Research-Direktor Paul Gray. Im kommenden Jahr solle dies sogar fĂŒr alle neuen TVs ab 50 Zoll (1,27 m) gelten, meint Gray.
WĂ€hrend ĂŒber alle GröĂen hinweg betrachtet nur etwa 10 Prozent aller westeuropĂ€ischen Haushalte einen 4K-Fernseher nutzen, liegt die Abdeckung unter den NeugerĂ€ten laut IHS deutlich höher: Demnach sollen bereits jetzt fast die HĂ€lfte aller neu verkauften Flachbildfernseher 4K-Auflösung zeigen.
Aktuell dominieren hierzulande allerdings noch Schirme um 40 Zoll den Markt die Wohnungen â im 40-zölligen TV-Display bringt 4K jedoch wenig, weil die Zuschauer viel zu nahe an den Schirm heranrĂŒcken mĂŒssen, um von der vierfachen Auflösung gegenĂŒber Full HD zu profitieren. Immerhin holen vor allem die 55- bis 58-Zöller stark auf â dieser Bereich verzeichnet laut Gray das gröĂte Wachstum.
Auflösung und HDR (4 Bilder)

(Bild: Ulrike Kuhlmann/heise online)
Interessant: Die Gepflogenheiten bezĂŒglich TVs sind je nach Land sehr unterschiedlich. So seien in Japan tendenziell eher kleinere TV-Displays zu finden, wĂ€hrend in China ganze Wohnungen umgerĂ€umt werden, nur damit ein möglichst groĂer Fernseher hineinpasst. Die europĂ€ischen Gepflogenheiten liegen laut Gray irgendwo dazwischen. Dass nun ausgerechnet in Japan anlĂ€sslich der Olympiade erste TV-Ausstrahlungen im noch höher auflösenden 8K-Format geplant sind, scheint auf den ersten Blick widersinnig. Dem 8K-Format bescheinigte Gray unabhĂ€ngig davon eine ferne Zukunft: 8K sei hierzulande weit weit weg, meinte der Analyst. Die TV-Sender wĂŒrden sich schlieĂllich noch mit 4K herumpplagen.
Echter Hochkontrast und Fake HDR
Ein groĂes Wachstumspotenzial bescheinigte der IHS-Direktor der Hochkontrastdarstellung HDR (High Dynamic Range). Vor allem TV-Sender liebten HDR, denn zum einen wĂŒrde die Darstellung hier besonders von den Möglichkeiten einer HDR-Aufnahme profitieren â etwa im FuĂballstadium, wenn eine SpielhĂ€lfte im Schatten und die andere im hellen Sonnenlicht liegt. AuĂerdem spare die HDR-TV-Ăbertragung Bandbreite, weil das fĂŒr die FernsehĂŒbertragung spezifizierte HLG-Format stark komprimiert ĂŒbertragen werden kann. Ăberhaupt seien Live-Sport-Ăbertragungen der gröĂte Treiber fĂŒr 4K und HDR, sagte Gray.
Er erklĂ€rte im GesprĂ€ch mit heise online, dass viele aktuelle LCD-TVs zwar vermeintlich HDR-kompatibel seien, den HDR-Datenstrom aber links liegen lassen -- weder wĂŒrden sie ihre Schwarzpegel adĂ€quat anpassen noch die Gammakurve entsprechend der Quelle korrigieren. Solche TVs könnten zwar 10-bittige HDR-Signale entgegennehmen, wĂŒrden aber keineswegs das Potenzial von HDR ausnutzen. Die IHS-Vorhersagen fĂŒr HDR-TV-VerkĂ€ufe nehmen sich unter diesem Gesichtspunkt ziemlich mager aus: Den Löwenanteil bestreiten "HDR-kompatible" LCD-TVs. (uk)